Unternehmensberater und Computerindustrie profitieren vom Euro

13. Oktober 2001

Für die gesamte Wirtschaft lassen sich die Vorteile des Euro erst in einigen Jahren ermessen, doch einigen Branchen hat die neue Währung schon längst mehr Umsatz beschert. Als Umsatzträger hat sich der Euro zum Beispiel für die Unternehmensberater entpuppt.
Der Wechsel zum Euro kostet Unternehmen und Staat Milliarden. Computer und Ladenkassen müssen mit dem Euro rechnen, Formulare neu gedruckt werden. Das Geld wird transportiert, gelagert, versichert und verpackt. In großen Firmen beschäftigten sich Stäbe von Mitarbeitern viele Monate mit den Vorbereitungen auf den Euro und vergaben dabei Aufträge an Berater und Zulieferer.
Euro-Projekte auch von IBM
Mit Euro-Projektberatung beschäftigen sich Branchengrößen wie PriceWaterhouseCoopers, KPMG, Accenture und Cap Gemini. Aber auch Computerhersteller wie IBM bieten gegen Entgelt Euro-Rat an. Dafür wurde die Abteilung IBM Euro Practice geschaffen. Das Angebot umfasse die gesamte Spanne eines Euro-Projektes von der Betroffenheitsanalyse bis zur praktischen Hilfe bei der EDV-Umstellung, sagt Projektmanagerin Claudia Hildebrandt. Die ersten Unternehmen hätten bereits 1997 begonnen. Inzwischen habe IBM Hunderte von Projekten betreut. "Versicherungen und Banken waren die ersten, Handel und öffentliche Verwaltungen stellen erst spät um." Je nach Unternehmensgröße und Dauer des Projektes reiche der Aufwand von einigen 100.000 bis mehrere Mio. DM.
Ansturm auf neue Kassensysteme ausgeblieben
Allein der Einzelhandel schätzt die Kosten für die Umstellung von EDV-Systemen und Kassen auf drei Mrd. DM bei Gesamtkosten von bis zu zehn Mrd. DM. "Das hat den Zulieferern einen Schub gebracht, viele Händler haben sich neue Kassen angeschafft", sagt der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels Hubertus Pellengahr. Kassenhersteller haben allerdings noch keinen Ansturm der Kunden bemerkt. "Ein Zusatzgeschäft gab es, aber keinen Boom", sagt Lothar Wolf von Wincor-Nixdorf, deren Kassensysteme vor allem Großkunden nutzen. Vor allem Applikationen wie neue Programme hätten mehr Umsatz gebracht. Die Zahl der Kunden, die den Euro als Grund für Anschaffungen nannten, sei überschaubar.
Auch der Kassen-Produzent Vectron Systems führt nur einen geringen Teil des Neugeschäfts auf den Euro zurück. Vectron Manager Jochen Fischer schließt aber einen Nachfragesprung zum Jahresende nicht aus, wenn sich Bäcker zum Beispiel lieber doch noch eine neue Kasse anschaffen als sich im Januar mit dem Taschenrechner zu hantieren. Ein Umsatzplus von zehn bis 15 Prozent erhoffen sich die Tasschenrechner-Hersteller.