Wie geht es eigentlich ...Vectron Systems?

24. Februar 2005

Der kleine Hersteller von Kassensystemen expandierte nach dem
Börsengang in die groÃe weite Welt. Bald war das Geld aufgebraucht. Der Schulterschluss mit Hansa Chemie brachte die Rettung.
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Kassensysteme zählten in Zeiten des Neuer-Markt-Hypes nicht gerade zu den Produkten, bei denen Spekulanten leuchtende Augen bekamen. Dieses Manko versuchten die jungen Vorstände von Vectron durch vollmundige Prognosen auszugleichen. Doch die kühnen Träume zerplatzten bald. Ende November 2000 zum Beispiel löste sich an einem Tag fast die Hälfte des Börsenwerts in Luft auf, weil die Geschäftszahlen weit unter den Erwartungen lagen.
Gut drei Jahre nach dem Börsengang gerieten die Westfalen finanziell in die Klemme. â€Wir haben die typischen Fehler eines Neuer-Markt-Unternehmens gemachtâ€, räumt Kommunikationschef Jochen Fischer heute ein. Das heiÃt vor allem: zu schnelles Wachstum, ohne dass die internen Strukturen vorhanden waren, um die vielen Akquisitionen zu führen und zu überwachen.
Der Retter kam Ende 2002 in Gestalt der Hansa Chemie International AG aus Zürich. Der Misch- und Beteiligungskonzern übernahm sämtliche Bankverbindlichkeiten, was vor allem beim Hauptgeldgeber, der Sparkasse Münsterland Ost, für Erleichterung gesorgt haben dürfte, und verzichtete gegen Besserungsschein auf Forderungen. Dann erwarb er die Aktien der Firmengründer. Die freien Anteilseigner erhielten ein Ãbernahmeangebot von 1,13 Euro je Stück, was allerdings nur wenige annahmen.
Die geplante Verschmelzung mit der deutschen Tochter des GroÃaktionärs zieht sich auf Grund von Anfechtungsklagen hin. Geplant ist, die Hansa Chemie AG in Duisburg gegen eine Kapitalerhöhung von 8,235 Millionen Euro auf 48 Millionen Euro in Vectron einzubringen. Nach Angaben Fischers hat das Landgericht Münster die Anfechtung von Kleinaktionären im Januar 2005 abgewiesen. Jetzt liegt der Fall bei der nächsten Instanz. Das Urteil des Oberlandesgerichts Hamm wird für März/April erwartet.
Dank umfangreicher Restrukturierungen und der Unterstützung des
Haupteigentümers läuft mittlerweile das operative Geschäft besser. In den ersten neun Monaten 2004 standen unter dem Strich 460 000 Euro Gewinn. Damit zeichnen sich für das Gesamtjahr 15 bis 16 Millionen Euro Umsatz und ein niedriger sechsstelliger Jahresüberschuss ab.
Derweil verkündet das Management bereits wieder hohe Ziele. Nach Abschluss der Fusion strebt Vectron nämlich für 2006 den Sprung in den SDAX an. Das erfordert allerdings eine kräftige Ausweitung des Streubesitzes. Und für die CeBIT 2005 versprechen die Münsteraner vollmundig â€bahnbrechende Produktneuheitenâ€.
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In der Gastronomie gilt Vectron als Marktführer in Kassensystemen. Begonnen hat die 1990 gegründete Firma als Hersteller von Software für die Datenübertragung von der Kasse zu zentralen PCs. Später folgte der Einstieg in das Hardwaregeschäft. Im Juni 1999 kam Vectron an den Neuen Markt. Der Preis: sieben Euro. Heute notiert die Aktie im General Standard und kostet 1,28 Euro.
helmut kipp