Sprung ins kalte Wasser: Die Neuen bei Vectron
06/2004
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, neue Mitarbeiter in einen Betrieb zu integrieren. Die Vectron Systems AG hat sich für den Direkteinstieg entschieden.
Der internationale Hersteller für Kassensysteme und Kommunikations-Software mit Sitz in Münster beschäftigt Absolventen und Absolventinnen der Studienfächer BWL, Elektrotechnik und Informatik. In dem jungen Betrieb sind die Mitarbeiter im Schnitt 29 Jahre alt.
Von Bewerbern erwartet das Unternehmen zunächst einmal "gute bis sehr gute Noten", so Jochen Fischer, Kommunikationschef bei Vectron. Daneben zählen Integrationsfähigkeit in ein Team, Dynamik und Kreativität - Kompetenzen die meist nicht im Zeugnis stehen. Daher werden die Kandidaten einem dreistufigen Einstellungsverfahren unterzogen, u.a. mit praktischen Tests an Fallbeispielen.
Da Vectron "schlank organisiert" ist, haben die erfahrenen Mitarbeiter nur wenig Zeit, die "Neuen" einzuarbeiten. Nach einer generellen, ausführlichen Einweisung in die Firmenstrukturen werden die Einsteiger deshalb „ins kalte Wasser geworfen“ und müssen sich selbstständig an ihrem Arbeitsplatz zurecht finden. In der Literatur wird diese Phase oft als "Training-on-the-Job" bezeichnet. "Natürlich gibt es bei den Einsteigern pauschale Unsicherheiten, und manchmal wird einfach zu wenig gefragt. Dabei wird man für eine Frage zuviel natürlich nicht sanktioniert, für eine zu wenig manchmal schon", berichtet Fischer.
Womit wahrscheinlich jeder Hochschulabsolvent konfrontiert wird, ist der sogenannte "Praxisschock", den auch Fischer des öfteren beobachtet: "Die Anfänger sind von der Theorie geprägt und haben die Vorstellung, dass alles in einem Unternehmen perfekt organisiert ist. Vieles läuft aber nicht auf den offiziellen Kommunikationswegen, sondern zwischen Tür und Angel. Daneben wird auch eine gewisse Improvisationsfähigkeit gebraucht, wenn Termine aus dem Ruder laufen oder Mitarbeiter ausfallen."
Ein weitere Umstellung für den Einzelnen ist die Einordnung in eine Hierarchie, die man bei Vectron als durchaus flach bezeichnet. Dennoch werde "Fehlverhalten" in einem Wirtschaftsunternehmen "natürlich anders gerügt als in einem Hauptseminar", betont Jochen Fischer.
Aus der Geschichte des Unternehmens als Software-Hersteller ergab sich die heutige Kultur des "Duzens" – vom Azubi bis zum Manager. Der lockere Umgang miteinander hat laut Fischer aber auch seine Nachteile, wenn es zum Beispiel um konstruktive Kritik geht. Dann fehle manchmal eine sachliche Distanz zum Gegenüber.
Nach der dreimonatigen Probezeit wurden bislang alle Einsteiger übernommen und wollten auch ihrerseits im Unternehmen bleiben. "Das bestätigt die Qualität des Auswahlverfahrens", bemerkt Jochen Fischer und zieht damit eine positive Bilanz.
Mehr Informationen zur Vectron Systems AG: www.vectron.de
