Aktionäre von Vectron bei Laune halten

Kassenhersteller vor Fusion mit Hansa Chemie: Streubesitz soll trotz Übernahmeangebot erhalten bleiben

16. April 2004

Münster. Keine Frage, die Nachricht kam gestern an der Börse gut an. Der Kurs der Vectron-Aktie erreichte seinen höchsten Stand seit 2001. In einer Ad-hoc-Meldung teilte die Aktiengesellschaft mit, dass die Hansa Chemie International AG ( Schweiz ) den münsterischen Kassenhersteller mit seiner deutschen Tochter Hansa Chemie (Duisburg) fusionieren lassen will.
Zu diesem Zweck haben die Schweizer von den beiden Vectron-Gründern und Vorstandsmitgliedern, Thomas Stümmler und Jens Reckendorf, 22,26 Prozent
der Aktien übernommen. 21,86 Prozent übernimmt Hansa Chemie International befristet in Form eines Aktiendarlehens. Stümmler und Reckendorf sollen auch
künftig die Geschäfte des Kassenherstellers leiten.
"Die Meldung ist gut aufgenommen worden," kommentierte Jochen Fischer den Aktienkurs. Fischer ist Investor Relation Manager für die Vectron Systems AG und Kommunikationschef der Hansa Gruppe. Mit der Übernahme, betonte er, verfolge Vectron wieder eine klare Wachstumsstrategie. "Der Standort Münster und die 80 Arbeitsplätze sind sicher, so viel kann man sagen", erklärte er.
Vectron hatte im Jahr 2000 den Firmensitz im Gewerbegebiet Loddenheide bauen lassen und geleast. In der Folgezeit hatte das Unternehmen jedoch Schwierigkeiten und wurde " vom eigenen Erfolg erdrückt", wie Fischer es zurückblickend formuliert. Zwar wurde Vectron Marktführer in der deutschen Gastronomie und in der Bäckerei-Branche, aber die Kosten wuchsen überproportional.
Den Aktionären will Hansa ein Übernahmeangebot machen, allerdings mehr aus formellen Gründen, wie Fischer erläuterte. "Wir brauchen viele freie Aktionäre in der Zukunft, etwa dann, wenn wir in den SDAX kommen wollen." Aus rechtlichen Gründen müsse aber ein Angebot gemacht werden. Der angebotene Preis wird beim Durchschnittskurs der vergangenen 90 Tage liegen und damit weit entfernt vom derzeitigen Kurs. Es sei das Ziel, das Interesse der Aktionäre zu wecken - über eine entsprechende Entwicklung des Aktienkurses. Fischer: "Wir wollen die Aktionäre streicheln, bei Laune halten."
pict 1
Im Jahr 2000 wurde für rund zehn Millionen Euro der Firmensitz der Vectron Systems AG im Gewerbegebiet Loddenheide gebaut.