Quo vadis, Handwerk?

12/2002

Der Konzentrationsprozess im Bäckerhandwerk wird sich 2003 fortsetzen, begleitet von der zunehmenden Konkurrenz der Discount-Bäcker. Steuererhöhungen und Kaufzurückhaltung der Verbraucher sorgen für zusätzliche Belastungen. Daher gehen viele Unternehmen mit verhaltenem Optimismus ins iba-Jahr.

Das Konjunkturklima hat sich in den letzten Monaten weltweit abgekühlt. Deutschland ist besonders betroffen, denn viele der im neuen Koalitionsvertrag festgeschriebenen Maßnahmen werden den Mittelstand und damit das Bäckerhandwerk belasten. Die 5. Stufe der Ökosteuer tritt zum 1. Januar 2003 in Kraft und wird die Ausgaben für Löhne, Fuhrpark und Energie erneut erhöhen. Da viele Bäcker ihre Öfen mit Thermoöl bzw. Gas betreiben, trifft sie diese Abgabenerhöhung empfindlich.

Erschwert wird die Situation im Handwerk zusätzlich durch die euro- und abgabenbedingte Kaufzurückhaltung und die Preissensibilität der Verbraucher sowie durch die zunehmende Konkurrenz der Discount-Bäcker.

Auch der voraussichtlich erst Ende 2006 in Kraft tretende Basel-II-Beschluss sorgt für Unruhe. Weil erwartet wird, dass dieser ohne Änderung in eine EU-Richtlinie umgesetzt wird, ihre Kreditvergabepraxis umzustellen. Bei den Sparkassen soll das Rating schon 2003 eingeführt werden. Zur Jahreshälfte 2002 sank die Zahl der Betriebe auf 18 500. Betroffen waren überwiegend kleine Betriebe mit einem Umsatz von unter 500 00 Euro.

Eine Erholung ist aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen und konjunkturellen Rahmenbedingungen gegenwärtig nicht erkennbar. Mit verhaltenem Optimismus geht daher die überwiegende Anzahl der vom BÄKO-magazin befragten Unternehmen ins iba-Jahr. Nach einem äußerst schwierigem Jahr 2002 mit deutlichen Umsatzrückgängen für das Bäckerhandwerk rechnet man z. B. bei MeisterMarken mit einer "leichten Stabilisierung", zeigt sich Meylip "ein Silberstreif am Horizont" und hofft man bei Meyer/Stemmle auf eine "baldige Konjunkturbelebung". Auch die diesjährigen Herbstmessen, wo zahlreiche investitionsbereite Fachbesucher für Aufbruchstimmung sorgten, gelten vielen Beobachtern als verhaltenes Indiz für mögliche Trendwende im nächsten Jahr.

Die Konzentration im backenden Markt wird auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette weiter voranschreiten und zu zentralen Produktionsstätten führen. Die Anteile der Großfilialisten werden zulasten der kleineren Bäcker weiter wachsen.

"In 2003 wird es eine Fortsetzung des Konzentrationsprozesses und eine noch stärkere Polarisierung der Märkte Premium-Bäcker/Discount geben. Der handwerkliche Backbetrieb und wir als Lieferanten haben uns auf diese Situation einzustellen", meint MeisterMarken-GF Wolfgang Bakker. "Die Chancen für einen erfolgreichen Auftritt sind vorhanden, wenn die Bäcker und Konditoren bereit sind, Neues zu wagen und die Vielfalt der Angebote zu nutzen", bekräftigt Franz G. Neumüller, GF des Ladenbauers Schweitzer.

Das Jahr 2003 müsse zeigen, ob das Bäckerhandwerk gewillt sei, die zukunftsweisenden Ideen anzunehmen und zu verwerten, denn "Zukunft wird aus Mut gemacht". Auf der einen Seite wird eine große Gruppe von Konsumenten sich weiterhin konzentrieren auf den Premium-Bäcker, der sich mit exzellenter Handwerksqualität und attraktiven Vermarktungsideen positioniert. Auf der anderen Seite wird es die Discounter mit preiswerten Standartbackwaren geben, wobei abzuwarten bleibt, inwieweit diese außerhalb von Hochfrequenz-/1A-Lagen erfolgreich sein können.
Back-Discounter kommen und gehen

"Die Discounter kommen und gehen", sagt Meylip-Marketingleiter Manfred Schwarze. "Nur wenige werden sich durchsetzen und die werden dem LEH mehr Anteile abnehmen als dem Bäcker. "Pioniere wie back-Werk, brödis und Co., die bisher auf das Rhein-Ruhr-Gebiet beschränkt waren, finden bereits erste Nachahmer im Norden und Süden der Republik."
Erwartung und Ziele für 2003

Was die Erwartungen und Zielsetzungen angeht, so ist man bei Vectron Systems verhalten optimistisch, dass sich die Konjunktur wieder erholt. "Dies ist jedoch abhängig von den Rahmenbedingungen", sagt Jochen Fischer. "Wir hoffen, dass unsere beiden wichtigsten Kernbereich Gastronomie und Bäckerei wieder besser dastehen, dann geht es auch uns besser." Was Erwartungen an die iba betrifft, so sei eine Prognose zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Viel verspricht sich das Unternehmen von seinem neuen Vermietprogramm. Fischer:" Unsere Zielsetzung für 2003 ist es, unseren Marktanteil noch weiter auszubauen und weiterhin in Technologie und Entwicklung zu invertieren."

Karl-Heinz Wiesheu hat sich für sein Unternehmen das Ziel gesetzt, "den Bäckern die Notwendigkeit nahe zu bringen, dass Schulungen für das Verkaufspersonal kein lästiger Kostenfaktor sind, sondern eine wichtige Investition für die Zukunft." "Freundliche, motivierte Verkaufsmitarbeiter sind die beste umsatzstärkste Verbindung zwischen laufendem Ladenbackofen und den Kunden im Laden."

Als realistisch schätzt Wolfgang von MeisterMarken die Möglichkeit ein, in 2003 mit überzeugenden Produkten und Vermarktungsideen auch im Handwerksmarkt Wachstum zu realisieren.

Jochen Fischer, Marketing- und PR-Manager bei Vectron-Systems: "Mit modernen Kassen ist ein effizientes Controlling möglich. Der Bäcker kann Preisänderungen, die zentrale Preiseingabe oder die Arbeitszeiterfassung direkt über die Kasse vornehmen."

"15 der 50 größten Bäckereifilialisten sind unsere Kunden", berichtet Jochen Fischer, Manager Marketing/PR bei Vectron. Das Unternehmen, nach eigenen Angaben Marktführer im Kassensystembereich, hat eine große Produktpalette. Die Entwicklung für Backbetriebe aller Größen lassen sich zusammenfassen unter "schneller, mobiler, vernetzbarer".

Vectron-Kassen werden im nächsten Jahr durch schnellere Prozessoren noch leistungsfähiger sein. Für den Snackbereich wird es Mobilkassen geben. Die Produkte des Unternehmens ermöglichen u. a. eine Vernetzung mit Warenwirtschaftssystemen (über "Commander") und ermöglichen weniger Retouren. "erst mit unseren Kassen ist ein effizientes Controlling des Bäckereibetriebes möglich. Der Bäcker kann Preisänderungen, die zentrale Preiseingabe oder die Arbeitszeiterfassung direkt über die Kasse vornehmen." Die Vernetzung von Filialkassen mit dem Warenwirtschaftssystem könnte sich zu einem Trend entwickeln. Artikel lassen sich direkt über Warengruppen verbuchen. Abläufe in Betrieb und Filiale lassen sich zudem leichter steuern, wenn die Kassen internetfähig sind. "Aufgrund der Kaufzurückhaltung und der stagnierenden Umsätze ist der Bäcker gezwungen, die Kosten zu senken. viele Unternehmen sind zurzeit finanziell nicht in der Lage, ein nuees Kassensystem zu kaufen", weiß Fischer.

Die Trendvorschau schließt mit einem Appell von TV-Präsident Peter Becker an die Bäcker: "Brot ist mehr als ein Grundnahrungsmittel. Seine Vielfalt stellt in Deutschland ein Stück Lebensqualität dar und ist wichtiger Bestandteil der Lebenskultur. Wir wollen das Bewusstsein der Verbraucher für hochwertige Backwaren schärfen, denn Frische, Geschmack, Vielfalt und höchste Qualität werden auch zukünftig das Markenzeichen der deutschen Handwerksbäcker sein."
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Jochen Fischer, Marketing- und PR-Manager bei Vectron-Systems